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Ricarda Roggan

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Attika

>16.12.2006–27.01.2007
Installationsansicht, Ricarda Roggan, »Attika«, 2006, © Rainer Iglar

Das Moment der Verlorenheit und des Unbehaustseins heutiger Menschen, das in den Arbeiten vieler Leipziger Künstler eine Rolle spielt, findet in den Räumen der Künstlerin eine konkrete Entsprechung. Die Räume auf den Fotografien sind karg und fast leer. Wenige alltägliche, vom Gebrauch gezeichnete Gegenstände wie Stühle, ein Tisch, ein Bett sind zu sehen, als Zeugnisse einer früheren Benutzung. Die Verlorenheit und Tristesse verlassener Räume werden von der Fotografin kühl und distanziert, scheinbar völlig uninszeniert gezeigt. Doch entwickelt sich eine ganz eigentümliche stille Poesie.

Die Räume sind in den Arbeiten der letzten Jahre nur noch durch den Boden als Räume charakterisiert, und erinnern dadurch an einen neutralen Ausstellungsraum (»White Cube«). Roggan ist dazu übergegangen, Möbel und Gebrauchsgegenstände aus verlassenen Häusern, Schulen und Fabriken, wie etwa der Baumwollspinnerei in Leipzig, aus ihrem ursprünglichen Kontext herauszureißen und im Atelier wieder aufzubauen, so wie sie sie gefunden hat. Damit erzeugt sie eine scheindokumentarische Wirkung, auf einem schmalen Grat zwischen Realität und Inszenierung. Für die Serie Attika fotografierte Roggan leere Dachstühle in einem Dämmerlicht zwischen Tag und Nacht. Auch diese Fotografien bestechen durch technische Brillanz und die völlige Abwesenheit von Menschen. Sind die funktionalen Möbel und anderen Gegenstände in den Räumen früherer Fotoserien Zeugnisse einer Vergangenheit, die scheinbar wenig Spielraum für eine verklärende Sicht auf diese lassen, so sind Dachböden per se schon Orte von Vergangenheit und Geheimnis. Allerdings sind sie hier total leer. Das Geheimnisvolle, Poetische der Bilder wird nur durch den Raum selbst verkörpert, das Farbenspiel des im Dämmerlicht gezeigten Holzes wirkt auf den ersten Blick wie eine fotorealistische Malerei. Damit wird das Grenzgängerische von Roggans Fotografie zwischen Dokument und Inszenierung , aber auch zwischen Malerei und Fotografie neu interpretiert. (Andreas Hoffer, aus: Made in Leipzig, Kunst der Gegenwart Sammlung Essl, Wien 2006, S. 122)

Ricarda Roggan, »Bank«, C-Print

Roggan’s bildnerisches Interesse konzentriert sich auf die Konstruktion von Darstellungen im fotografischen Bild. Ihre Fotografien sind Belege für eine Spurensuche, die allerdings an keiner Rekonstruktion von historischen Ereignissen interessiert ist. Erinnerung wird so abseits von der Erzählung einer konkreten Geschichte thematisiert. Roggans Fotografien von Räumen schaffen aus der Distanz der Bildkonzeption und Formanalyse die Nähe einer künstlerischen Haltung, die eine eindrückliche Konzentration und Ruhe im Umgang mit der Realität ausstrahlt.

In Kooperation mit Landesgalerie Linz