Sascha Reichstein
Be my guest
Das Bild des Hotelraumes ist bestimmt von weitgehend normierten Komponenten, die dem Wiedererkennungseffekt und dem weltweiten Standard der Hotelkette dienen sollen. Der Gast weiß, was ihn im Hilton erwartet, egal wo auf der Welt er sich befindet. Reichsteins Untersuchung der Hotels richtet sich einerseits auf diese Wiedererkennbarkeit der Raumstruktur, die nichts mit dem Ort, wo sich das Hotel befindet zu tun hat und andererseits auf die Differenzen, anhand derer man, trotz aller Einhaltungen bestimmter Standards, auf den konkreten Ort, wo man sich aufhält, hingewiesen wird. Ausblicke durch die Fenster, Bilder an der Wand fungieren als gezielte Inszenierungen geografischer und kultureller Andersheit. Wie funktionieren die Repräsentationen der Differenz und gibt es darüber hinaus weitere, »unvermeidbare« oder unbeabsichtigte Hinweise darauf, welche Räume sich in Colombo und welche sich in Wien befinden?
Das Bild der Hotelangestellten ist unpersönlich. Sie erscheinen weitestgehend anonym und wirken oft im Verborgenen. »Be my Guest« thematisiert, aus welchen Beweggründen die Leute dort arbeiten, was ihnen ihr Beruf bedeutet und wie sie in ihrem sozialen Umfeld wahrgenommen werden. Grundlage ist eine Reihe von Interviews, für die unterschiedlichste Angestellte – von der Leitungsebene bis zum Zimmermädchen – befragt worden sind.
Parallel zu den Untersuchungen kultureller und ökonomischer Differenzen im Rahmen der globalen Standardisierung der Hiltons, geht Reichstein der Bedeutung der äußeren architektonischen Erscheinung von Hilton-Hotels nach. Wie haben sich die Zeichen der kapitalistischen Welt, die Hochhäuser in die urbane Landschaft des jeweiligen Gastlandes eingeschrieben? Das Hilton Gebäude stellte oft den ersten signifikanten Ausdruck moderner Architektur in Ländern außerhalb der USA dar. Gleichzeitig war es das exklusivste Hotel. Insofern markieren die Hilton Hotels die Differenz zwischen der traditionellen Kultur der zu kolonialisierenden Länder und den Idealen einer Moderne westlichen Zuschnitts.
Mit dem Ende des kalten Krieges hat das Hilton seine konkrete ideologische Bedeutung ebenso verloren, wie seine Funktion als exklusiver Repräsentant modernistischer westlicher Vorstellungen. Welche Konsequenzen sich aus dieser Verschiebung ergeben und ob bzw.