Leo Kandl
Brünner Straße
Leo Kandl setzt sich in seinem umfangreichem fotografischen Werk seit Jahrzehnten immer wieder mit seiner unmittelbaren Lebensumgebung, dem ehemals bäuerlich geprägten Arbeiterbezirk Floridsdorf, auseinander. Leo Kandls Eltern betrieben bis in die 1960er Jahren in der Brünner Straße 165 ein Geschäft für Farben, Lacke, Drogeriewaren und Haushaltsartikel.
Der 21. Bezirk wird in Kandls »Street Photography« zur Kulisse, in der sich – live – der zumeist unspektakuläre Alltag der angestammten und zugewanderten Bewohner:innen ereignet. Kandl agiert fotografisch zurückhaltend, vermeidet vordergründig »spannende« Perspektiven und »entscheidende Momente«. Menschen halten sich auf Plätzen und Straßen auf oder bewegen sich durch den Stadtraum, wobei sich das Interesse des Fotografen weniger auf das Porträtieren einzelner Personen als auf die nüchterne Darstellung von Situationen und Konstellationen im öffentlichen Raum richtet. Seine Bilder eröffnen ein breites gesellschaftliches Panorama und deuten mögliche soziale Spannungsfelder, kulturelle Differenzen, Prekarität und gesellschaftliche Exklusion subtil an, zeigen aber wesentlich die unspektakuläre Normalität der Vorstadt.

