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Aglaia Konrad

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Das Haus (ausgestellt)

>24.07.–13.09.2014
Installationsansicht, Aglaia Konrad, »Das Haus (ausgestellt)«, 2014, © Rainer Iglar

Das Haus ist eine neue Arbeit, in der Aglaia Konrad die Untersuchung skulpturaler Architektur vertieft, die sie mit ihrer Serie von 16mm Filmen Concrete & Samples unternommen hat. Mit dem im Haus des Architekten Juliaan Lampens in Sint-Martens-Latem (Belgien, 1972) gedrehten Film lotet die Künstlerin nun wieder (verstärkt) die Möglichkeiten des Mediums, aus architektonische Erfahrung nicht nur darzustellen, sondern zu generieren – eine Erfahrung, die über das Visuelle hinausgeht und Körperwahrnehmung, ja sogar Begehren mobilisiert.
Aglaia Konrads Montage dosiert sorgfältig die Wahrnehmungs-information, die sie unserem Orientierungsbedürfnis zur Verfügung stellt und bewegt sich ausgehend von einer anfänglichen Orientierungs- bereitschaft hin zur lustvollen Hingabe an Desorientierung und Fragmentierung. Es ist eine Desorientierung, die insofern als »pervers« im Sinne Freuds zu bezeichnen ist – perverse Lüste verweilen auf Um- oder Abwegen, widersetzen sich dem Ankommen bei einem produktiven Endergebnis –, als der Film die Repräsentation von Raum zugunsten von perzeptiver Verfremdung und taktiler Lust verweigert.
Architektur und Film beobachten sich ständig gegenseitig in einer Arbeit, in der sich Begriffe wie »Winkel«, »Übergang«, »Schnitt«, »Sequenz«, »Frame«, »Verbindung«, »Faltung« und »Rhythmus« von einer Disziplin in die andere erstrecken, als würden Kamera und Montage den Raum als Partitur lesen.
Auf den Film werden gerne zwei architektonische Vergleiche angewandt: der vom Kino als »Fenster« und der vom Kino als »Spiegel«. Das Haus kompliziert diese Vergleiche und verschränkt sie miteinander: In ihm werden Fenster als Interfaces, behandelt, die Innen und Außen verschwimmen lassen und ihrer Transparenz Materialität verleihen, und Spiegel als ein Mittel verwendet, um Formen zu sprengen, sie in einen Zustand der Potentialität zu versetzen.

Aglaia Konrad, Filmstill aus: »Das Haus«, 2014

In »Das Haus« ist die Leinwand kein Fenster mehr, sondern eine Haut; sie ist Körperschnittstelle, taktile Oberfläche und Membran, die weder sicher noch transparent ist, weil sie die ihr innewohnenden kinematografischen Kompositionsstrategien enthüllt. (Text: Anna Manubens, Übersetzung: Wifried Prantner)

»Das Haus« wird im FOTOHOF in einer räumlichen Installation gezeigt; die Ausstellungsarchitektur ist in Zusammenarbeit mit dem belgischen Architekten Kris Kimpe entstanden.

Der Film wurde von Auguste Orts (Brüssel) produziert, in Coproduktion von Courtisane (Gent), Filmschnitt Aglaia Konrad und Kamera Sébastien Koeppel. Das Projekt wurde unterstützt durch Vlaams audiovisueel fonds, Netwerk / centrum voor hedendaagse kunst, UGent (Vakgroep Architectuur & Stedenbouw, Afdeling Communicatie, Afdeling Facilitair Bureau), LUCA Sint-Lukas Brussel, Stichting Juliaan Lampens, Fotohof Salzburg und Provincie Oost-Vlaanderen.