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Die Fotografie in Referenz…

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Anja Manfredi, Martin Vesely, Julia Müller-Maenher, Anatoliy Babiychuk, Anna Barfuss, Adrian Buschmann, Selma Doborac, Karine Fauchard, Julian Feritsch, Manfred Hubmann, Ludwig Kittinger, Fernando Mesquita, Lazar Lyutakov, Christoph Meier, Wolfgang Obermair, Ekaterina Shapiro-Obermair, Max Schaffer, Antoine Turillon, Franz Zar, Marcin Zarzeka, Georg Petermichl

>08.03.–30.04.2011
Installationsansicht, Fotografie in Referenz..., 2011, © FOTOHOF

Wo fängt man an? Was sind die wesentlichen Charakteristika der Fotografie?
Das Objektiv sieht nichts, es nimmt durch einen anderen wahr. Die Übertragung findet mittels einer (technischen) Apparatur, einer Konstruktion statt. Eingehende Dichte, Information wird analog oder digital auf einem Träger abgebildet.
Nur in den kurzen Zeiten der Belichtung selbst darf die Fotografie Fotografie sein, mit diesem partiell stattfindendem Kontrollverlust lässt sich Auratisches der Fotografie festmachen.
Zu vieles ist in dieser Leerstelle unbestimmt festgehalten, vorerst noch ohne Bedeutung, Informelles hat die Möglichkeit, an die Ober¬fläche getragen zu werden, »Die Emanation des Referenten« (Roland Barthes) zeigt sich anhand eines Abdrucks, einer Spur.
Die Referenz spekuliert gleichsam mit Wissen, will dekodiert werden, erst in der Betrachtung wird das Vergangene aktualisiert. Misstrauen ist stets angebracht, denn zu viele Faktoren wirken beim Entstehungsprozess ein.
Index, Spur, Abdruck, Referenzialität, technische Reproduzierbarkeit – all dies sind mittlerweile tief in unser theoretisches Vokabular eingeprägte Begriffe, die zwar in erster Linie in der Fotografie bzw. Fototheorie verhandelt werden, jedoch von Beginn an auch als grundlegende Parameter der Kunst und Ästhetik im Allgemeinen fungierten.
Sich an den Rändern zu bewegen oder in seinen Betrachtungsweisen gar außerhalb zu liegen scheint mir die adäquate Methode zu sein, um Wesentliches im Medium bestimmen zu können.
Den blinden Flecken zu entkommen, nicht davor zu stehen, sich in Varianz zu halten, vielfältige Standpunkte einzunehmen, Perspektivenwechsel zuzulassen scheint mir der richtige Weg, um den Informationen den nötigen Platz zu geben.

Anatoliy Babiychuk
Julian Feritsch

Inhalte, die über lange Zeit der Fotografie zugeschrieben wurden, haben sich schon längst in allen Arbeitsweisen abgelagert, sind durch uns durchgegangen und zeigen sich als fragmentarische Spuren auf vielen Ebenen.
Nicht jedes Mal ist der »fotografische Kontext« automatisch oberste Prämisse, dennoch wird dieser stets implizit mitgedacht, oft sedimentiert, zuweilen konkret abgespeichert und ist Teil von Übertragungen.
Ve.Sch, ein Kunstraum mit hohem Takt, sieht sich mitunter auch als Apparatur, als »Camera«, in der die Informationen unentwegt durchgehen, abgespeichert werden. Wesentliche Informationen sind erst mit der Zeit als Spur oder Abdruck abzulesen.
Technische Charakteristika prägen den Raum, Prozessuales gibt ihm Potenzial. Neutral und zurückhaltend schreiten wir voran, an den Rändern wird wahrgenommen. Das Manövrieren zwischen den Kategorien eröffnet erst den Raum für Übersetzungen.
Ich bleibe dabei: Erst durch das Zurückgeworfensein auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner, bekommen die Dinge ihre (informelle) Aura zugesprochen, sind die »poetischen« Übersetzungsräume nach Benjamin vorstellbar. Ohne Kontext ist’s nicht zu erreichen, punktgenau sollte jedoch auch nichts vorgenommen sein … (Martin Vesely)

Kuratiert von Martin Vesely