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Elke Boon, Dirk Braeckman, David Claerbout

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Interference – Locations in Memory and Time

>01.10.–30.10.1999

Der Titel der Ausstellung bezieht sich zugleich auf die Eigenheit des fotografischen Mediums und auf den Dialog zwischen den Werken. Obwohl sich die drei Künstler:innen und ihre Werke in Form, Format und Methode unterscheiden, beginnen ihre Bildwelten bei näherer Betrachtung und in der Konfrontation aufeinander zu reagieren. Alle drei Künstler:innen beschäftigen sich in persönlicher und eigenständiger Weise mit der Ortung von erstarrten Zeitmomenten.
Erinnerungen und Gedanken verlieren sich bei Dirk Braeckman oft in fast undefinierbaren Abstraktionen, während Elke Boon klar und unverschleiert die Gesinnung ihrer Generation vorzeigt. David Claerbout durchstöbert Archive nach alten Postkarten und Bilddokumenten, deren er mittels elektronischer Eingriffe eine neue Bedeutung abgewinnt.

Elke Boon

Äusserst realistisch stellt die dreissigjährige Elke Boon die Welt heranwachsender Frauen in der intimen Umgebung ihrer eigenen Zimmer vor, und das Video »Spook« zeigt daneben, was alle beim Übergang zum
Frausein zentral beschäftigt. Die zwiespältige, zum Teil fast kitschig anmutende und an die Modewelt mit ihren dürren Models erinnernde Szenerie erweist sich als sozialkritische Mieieustudie.

Dirk Braeckman

Dirk Braeckman zeigt neben einer Ausnahme vorab Innenräume mit einem Objekt, einem Fernseher, einem Sofa, einem Bett, einmal auch mit einem Akt. Die Zeit ist angehalten, ein Augenblick der Welt ist zu einem Bild erstarrt: eine überschaubare Konstellation, wie sie so nie mehr wiederkommt und als diese Einmaligkeit und dank präziser Einstellung des Objektivs zum Kunstwerk wird. Es ist für den Künstler, der mit exaktem und sicherem Auge inszeniert, offenbar ein Akt, der in ihm ein Gefühl des Freiseins hervorruft: »Ich denke nicht, dass es an mir liegt, vorzugeben, wie man meine Fotos anschauen soll. Ich schaffe Bilder und sie sind da, das ist alles. Meine Arbeit ist ausgestellt, kommentiert, rezensiert worden, aber für mich bleibt das Wesentliche der Akt des Fotografierens. Niemals fühle ich mich so frei, wie wenn ich gerade fotografiere.«

David Claerbout

Die beiden Videofilmmanipulationen von David Claebout, die einmal monumental, einmal kleinformatig auf weiße Wände projiziert werden, zeugen von einer beinahe zärtlichen Phantasie. Hier spielen Kinder auf dem Schulhof, dort steht eine steinerne Engelskulpur an einer Wand, zwei Postkarten, unbewegliche Bilder. Die eigentlich fröhliche Stimmung des kindlichen Herumtollens erstarrt im Zeitmoment der Aufnahme und wirkt umso ironischer angesichts der Tatsache, dass der italienische Architekt, der diesen Platz 1933 gestaltete, ein bekannter Faschist war. Die ambivalente Atmosphäre wird durch einen beinah unmerklichen Eingriff des Künstlers verstärkt – er manipulierte das Bild in der Zone der Bäume, deren Blätter wie durch einen leichten Windstoß belebt sind.