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Thomas Zaunschirm

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Neue Portfolios: Agro-Art

>27.04.–12.05.1984

Die Bilder aus »Agro-Art« sind Dokumentation wie Aufforderung. Als Dokumentation stehen sie durchaus im Einklang mit einem Trend der zeitgenössischen Kunst, gestalterische Prozesse zum Nachvollzug aufzubereiten. Als Aufforderung stehen sie in einem Zusammenhang mit der Absicht vieler Künstler:innen, die Wahrnehmungsgewohnheiten zu ändern.
Der entscheidende Moment war für mich erreicht, als mir bewusst wurde, dass Landherrschaft rund um uns herum, alles das, was uns als Natur angepriesen wird, Kulturlandschaft ist, dass sie total gestaltet ist. Im Zentrum dieser ganzjährig sich wandelnden Gestaltung stehen Maschinen, die in ihrer Form den Wunsch des Menschen nach Gestaltung offenbaren und zugleich etwas von der Landschaft, die von ihnen abhängig ist, spiegeln. Landmaschinen sind kinetische Skulpturen der Landschaftsgestaltung. Sie schaffen nützliche Schönheit und sind selbst schön. Während es kinetische Plastiken nicht immer gegeben hat, sind Landmaschinen immer bewegt worden. Die Gestalter, die Bauern und Bäuerinnen, wissen davon nichts. Aber auch die Kathedralen wurden von Handwerker:innen errichtet, und erst die Kunstgeschichte machte sie zu Künstler:innen. Im mittelalterlichen System und Weltbild war der an den Kathedralen schaffende Handwerkende mit den Landwirt:innen gleichgestellt. Erst die gelungene Emanzipation der Bildenden Künste aus den ars mechanicae zu den aus liberates, die die Landwirtschaft nicht mitvollzogen hat, hat einen Abstand geschaffen.
aus: Thomas Zaunschirm, FOTOHOF Info, Ausgabe 2/1984