>Galerie >Ausstellungen >No Man’s Land

Lynne Cohen

galerie

No Man’s Land

>14.08.–14.09.2002
Installationsansicht, Lynne Cohen, »No Man's Land«, 2002, © FOTOHOF

Seit über 30 Jahren fotografiert Lynne Cohen Interieurs. Anfänglich Männerclubs, Wohnzimmer, Banquetthallen, Schönheitssalons und später Militärinstallationen, Laboratorien, Foyers, Klassenzimmer und Heilbäder. Lynne Cohens Fotografien handeln von bizarren, gespenstisch menschenleeren Innenräumen. Meist sind es Labore, öffentliche Gebäude wie Schulen, Schwimmbäder, militärische Einrichtungen, Bürogebäude oder gespenstische Wohnräume in den USA und Kanada, die uns lapidar vorgestellt werden. Diese Orte des öffentlichen Lebens, die die Künstlerin aufsucht, enthalten keine konkreten menschlichen Spuren.
Die Konfrontation von individueller und künstlicher Welt, in der perfekte Roboter gegen menschliche Verletzlichkeit und Fehlerhaftigkeit gestellt werden, bezieht sich auf George Orwells Zukunftsszenarien. Wer sind die wirklichen Akteure dieser Handlungsräume? Cohen positioniert die Aspekte der Technik gegen die des Individuums und versucht so einen Dialog zwischen diesen extremen Polen zu beginnen. Die Künstlerin wirft auch Fragen nach generellen Handlungsmustern auf. Was beeinflusst menschliche Verhaltensweisen? Wie sehr greifen nicht wahrgenommene, unreflektierte Machtstrukturen in unser tägliches Leben ein?

Lynne Cohen, »Hall«, 1999, C-Print
Lynne Cohen, »Military installation«, 2000, C-Print

Pia Lanzinger

»Durch die Weitwinkelperspektive erhalten die leeren Interieurs einen bühnenartigen Effekt, der uns die Künstlichkeit der fast wie wissenschaftliche Präparate wirkenden Räume vor Augen führt. …Doch sind es wirklich Innenräume? Wolken ziehen an den Tapeten vorbei, der Vollmond geht über Bäumen und Vorhängen auf, Wildgänse fliegen die Wände entlang, und der Urwald mit seinen Bewohnern beginnt gleich hinter den Hydrokultur-Pflanzen eines Warteraums. Lynne Cohen konfrontiert uns mit einer Mixtur aus Kunst, Möbeln, Wandvertäfelungen, Pappfiguren und Texten, der wir tagtäglich, ohne es bewusst zu registrieren, ausgesetzt sind, durch die sich uns jedoch trotzdem Verhaltensanweisungen vermitteln, Klischées, sowohl der klassischen, als auch der modernen Kunst, sind in den Räumen versammelt und machen sie zu zweifelhaften Museen: eine Bar im Mondrian-Stil, die Umrissfiguren von Marey, tragbare Ziegel von Broothaers, eine Winterlandschaft von Pieter Brueghel, die Wolken von Margritte oder der Dschungel von Henri Rousseau.«
Cohen selbst ist es wichtig, dass die »Bilder von Traurigkeit und Humor durchzogen sind« und dass sie »einen Kampf zwischen Realität und Illusion, zwischen Glaubwürdigkeit und Simulation offenbaren«. Die Innenräume zeigen unsere Hoffnungen und Träume, gleichzeitig auch wie unsere Umwelt unseren Wünschen wiederspricht und somit die Art wie wir leben beeinflusst. Ihre Arbeit wird als »archeology of contemporary interiors« beschrieben.

Lynne Cohen, »Laboratory«, 1999, C-Print
In Kooperation mit Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg