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Erich Lazar

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Private Eye (1984–95)

>07.04.–02.05.1995

Direkt auf den Menschen ausgerichtet hat Erich Lazar, Jahrgang 1959, die Fotoserie »Private Eye«. Sie steht für die mediumregenerierende Respektlosigkeit, mit der eine junge Fotografengeneration sich eingeschworener Methoden, wie der dokumentarischen, bedient, um selbstbewußt aus einer problematisch und undurchschaubar gewordenen Wirklichkeit diejenigen Elemente und Bildfragmente auszuwählen, die sie zur Deklaration einer eigenen Wirklichkeit benötigt. Die Expedierung der Möglichkeit, Welt objektiv zu erfahren, ermutigt das Fotografen-Ich hervorzutreten und aus der Sicht des Involvierten eine Lebenswelt zu präsentieren, die auch erfunden sein kann. Diese fotografische Welt ist nicht mehr Repräsentation, sondern individueller Entwurf, auch wenn sie bei Lazar spontan und wie absichtslos aus »Neugier« auf Welt und Mitmenschen den Familien- und Freundeskreis absucht, um mit der Kamera Leben und Intensität aufzuspüren. Daher kommen auch nicht außergewöhnliche Ereignisse ins Bild, sondern das alltägliche Miteinander und Durcheinander von Kindern, Tieren, Erwachsenen, Männern und Frauen bei Spiel, Freizeit, Geselligkeit, was manchmal auch mit Ritualen zu tun haben kann. Unbekümmerte Bewegtheit, sachte kontrastiert mit Momenten des Alleinseins, der Nachdenklichkeit, des Wartens stützen den Schnappschußcharakter, so daß das Flüchtige von Augenblicken als Zeitmoment an den Bildern haftet. Signum der Serie ist »Natürlichkeit«, gerade deshalb fallen zwei Bilder wegen ausdrücklich auf die Kamera ausgerichteter Pose auf: das einer nackten Frau und eines nackten Paares. Sie werfen in Verbindung zu Pro- und Epilogfoto quasi eine bildrhetorische Frage an den Betrachter auf, die nur jeweils wieder aus individueller Erfahrung zu beantworten ist. (Gisela Bartens: aus: Stadtpark 1. Edition Camera Austria: Graz 1989)