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Sammlerfreude / Artothek

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Heinz Cibulka, Inge Dick, Peter Dressler, VALIE EXPORT, Maurer + Horáková, Rainer Iglar, Kurt Kaindl, Kai Kuss, Paul Albert Leitner, Inge Morath, Andrew Phelps, Arnulf Rainer, Eva Schlegel, Otmar Thormann, Karl Heinrich Waggerl, Stefan Kruckenhauser, Barbara Pflaum, Nikolaus Korab, Franziska Krammel, Rudolf Bonvie, Nick Waplington, Nobuyoshi Araki, Candida Höfer, Fritz Simak, Matthias Herrmann, Wolfgang Thaler, Massimo Vitali, Rolf Koppel, Valérie Belin, Harald P. Lechenperg, Robert F. Hammerstiel

>23.04.–06.06.2009

Sammlerfreude

Es ist das Privileg des privaten Kunstsammlers, sich keinem inhaltlichen Anspruch, keiner Mode, keiner kunsthistorischen Einordnung und keiner Marktanalyse unterwerfen zu müssen. Es gibt keine Vorgaben, an denen er sich messen lassen müsste, er kann sich seiner Sammlertätigkeit ganz nach Belieben und auch, wenn er dies denn will, ganz im Verborgenen widmen. Kein Außenstehender wird sich je eine Vorstellung der Sammlung machen, wenn dies der Eigentümer nicht will. So kann eine Sammlung entstehen, die neben allgemein bekannten Werken auch gänzlich unbekannte Bilder, neben teuren Objekten auch Fundstücke enthält, die nur für den Sammler eine ihm bekannte Bedeutung haben.
Der Sammler J.F. Ponsold hat selbst für seine Sammlung zeitgenössischer Fotografie den Titel »Sammlerfreude« gewählt. Dieser Titel ist für ihn Programm und weist ihn als jenen Kunstsammler aus, der sich seine ganz persönliche Bilderwelt aufgebaut hat, unbeeinflusst von den Vorgaben der Kunstszene. Im Laufe der Jahre lebte ein Großteil der Sammlung mit ihm, wurde von ihm in sehr spezifische und auf den Inhalt der Bilder zugeschnittene Rahmen gegeben und hing an seinen Wänden.
Die Auswahl der Bilder in der Ausstellung im FOTOHOF macht diese Entwicklung der Sammlung sichtbar. Ein großer historischer Bogen, ganz unterschiedliche fotografische Verfahrensweisen, sehr kleine bis sehr große Formate und eine Vielzahl an Themen konkurrieren und ergänzen sich. Für den aufmerksamen Beobachter der Entwicklung der künstlerischen Fotografie der letzten Jahre entwickelt sich so ein spannendes Beziehungsgeflecht. Diese Sammlung lotete private Zugänge und Möglichkeiten der Präsentation von Fotografie aus. Jedes Bild spiegelt das persönliche Interesse des Sammlers – in der Summe aber ergeben die Fotografien auch einen Einblick in die fotokünstlerische Entwicklung der letzten Jahre.
Die Spanne zwischen der Fotografie als Medium des Eingreifens in soziale Vorgänge und schonungslosen Nutzung des eigenen Körpers und eines Mediums der scheinbar objektiven Dokumentation, die den Fotografen hinter das Bild zurücktreten lässt, wird sichtbar. Ein aufblasbares und mit einem Fotomotiv bedrucktes »Aquarium« aus Plastik von Eva Schlegel konkurriert mit den genau konzipierten und formal durchdachten Studiofotos der »Maroccan Brides« von Valerie Belin. Der ebenso medienreflexive wie verspielte Ansatz dieser objekthaften Fotoarbeit bildet einen interessanten Gegensatz zur Nutzung aller klassischen Tugenden der Fotografie an einem dennoch neu gesehenen Motiv. Heinz Cibulkas Bilder des Aktionisten Hermann Nitsch und Inge Moraths Maskenbilder aus einer gemeinsamen Arbeit mit dem Zeichner Saul Steinberg lassen das Thema der fotografischen Dokumentation künstlerischer Arbeiten anklingen.
Die Vielfalt, die vom Betrachter auch erkannt und gewürdigt werden muss, entwickelt sich scheinbar ganz spielerisch aus einer Sammlung, die über Jahre aufgebaut wurde, indem der Sammler seinem momentanen Interesse, seinem Instinkt und vielleicht auch dem Ratschlag seiner Freunde folgte. Dadurch wurde zwar keine gültige Repräsentation aktionistischer Fotografie, kein Überblick des neuen dokumentarischen Ansatzes oder der künstlerischen Bedeutung der Pressefotografie geschaffen, aber doch ein überzeugendes Panoptikum der Vielfalt der Fotokunst. Und vor allem schimmert durch die Sammlung die Freude des Sammlers an seinen Bildern. Es ist für ihn belanglos, in welche Zeiträume oder kunsthistorischen Gattungen diese Bilder einzureihen sind und welches Preisschild sie getragen haben – ausschlaggebend ist die Sammlerfreude, die diese Ausstellung vermittelt. (Kurt Kaindl)

Valie Export, »Shadow I + II«, 1997 (1972), S/W Fotografie, 31 x 40 cm

Artothek für künstlerische Fotografie

Internationale und österreichische Fotokunst wird für Privatpersonen oder Firmen leihweise verfügbar. Die Basis für die Artothek bilden hochwertige Werke aus dem Programm der FOTOHOF>EDITION, die wir mit zahlreichen renommierten Künstler:innen produziert haben. Wir möchten damit einer breiteren Öffentlichkeit Gelegenheit geben, Kunstwerke mit dem Schwerpunkt auf österreichischer Fotografie über einen längeren Zeitraum in den eigenen vier Wänden individuell zu erleben, ohne sich für einen Kauf entscheiden zu müssen.
Die Arbeiten werden gerahmt mit einem Leihvertrag an Interessenten übergeben. Die Leihgebühr ist mit € 8 pro 2 Monate (für Privatpersonen) attraktiv gehalten. Nach Ablauf der vereinbarten Zeitspanne kann der Leihvertrag bis zu einem Jahr verlängert werden.

Paul Albert Leitner »West 42nd Street/Times Square« Manhattan, N.Y.C, 2003, C-Print