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Valérie Belin

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Valérie Belin

>04.08.–15.09.2001

Valérie Belin verwendet Fotografie im zwanghaften Versuch die Wirklichkeit zu begreifen. Sie sucht der Form aus dem Weg zu gehen und dringt gleich zu den wichtigsten Dingen vor. Ihre Fotografien der venezianischen Glasformen und Spiegel repräsentieren den Höhepunkt dieses Versuchs.
Zur gleichen Zeit beschäftigt sie sich mit der Frage des Körpers. Die Hochzeitskleider, so wie die Autounfälle rufen sowohl eine Abwesenheit des Körpers hervor, als auch einen Willen zur Erinnerung. In der Blumenserie scheinen die Bouquets schon zu verschwinden, bevor sie aufgeblüht sind; am Markt scheinen die Rümpfe von unsichtbaren Tieren zu erzählen. Valérie Belin verwendet immer Schwarzweiß-Fotografie, da diese beiden Farben das Licht hervorbringen zu scheinen. Die Verwendung des Großformates bringt uns zum Wesentlichen; die eng gefassten Ausschnitte, vom Kontext herausgerissen, sind mit der überladenen, glitzernden Szene verbunden und verleihen somit den Bildern ihre obsessive Schönheit. (Jacqueline d´Amécourt)

Artist Statement:

Fotografie entsteht in der Begegnung zwischen Perspektive und Chemie. Unter dem Vorwand von Objektivität gibt uns die erste die Möglichkeit, Räumlichkeit durch einen Standpunkt zu repräsentieren. Die zweite erfasst Dinge im Gedächtnis. Fotografie ist eine privilegierte Ausdrucksweise innerhalb der Domäne von Landschaft und Portrait (verbunden mit dem Verlangen für Erinnerung und Aneignung). Fotografie ist geteilt zwischen der Illusion des Realen durch die Repräsentation von Perspektive und der Vergeblichkeit Realität anzuzeigen…
Man kann meine Arbeit als einen obsessiven Versuch sehen, sich die Realität anzueignen, in der der »Körper« eine bestimmende Rolle spielt.
Meine ersten Forschungen versuchten paradoxerweise etwas zu repräsentieren, das nicht repräsentierbar ist, und wo der Körper deutlich abwesend ist: Licht, welches der Ursprung von Fotografie ist und der erste Ausdruck einer sichtbaren Welt war. Deshalb habe ich mehrere Fotos von fluoreszierenden Industrielampen oder von der Sonne gemacht.
Der »Körper« und die »Dinge« sind nur andeutungsweise in meinen Fotos von Fischen und Aquarien oder von fliegenden Flugzeugen zu fühlen. Ich verfolgte meine Arbeit wie besessen, in dem ich alles erforschte, was fotografierbar ist. Die günstigsten oder obszönsten Orte waren für mich Schaufenster oder Auslagen.
Ich versuche der Form aus dem Weg zu gehen, indem ich gleich zu den wichtigsten Dingen vordringe. Meine Fotografien von venezianischen Glasformen und Spiegel repräsentieren den Höhepunkt dieses Versuchs.
Parallel zu dieser Arbeit, kamen meine Forschungen zur Problematik des Körpers in den Fotos der Kleider zustande (Hochzeitskleider von Fabien Durand, oder Kleider aus der Sammlung des Musée des beaux-arts et de la dentelle in Calais, oder das Kleid von Christian Lacroix). Diese Fotos sind Großformate. Sie zeugen von der Abwesenheit des Körpers, der sie trug, und einen gewissen Wunsch nach Erinnerung an die Feierlichkeiten.
Die Großfomatbilder der Unfallautos, Blumen oder von Fleisch ähneln der Kleiderserie. Eine gewisse Ahnung von Tod ist nicht ausgeschlossen. Diese Arbeit ermöglichte es mir, das ganze Universum von Sammlungen als eine Manifestierung meiner Obsessionen zu verstehen. Die Fotografien der Bodybuilder reflektieren einen Umbruch in meiner Arbeit: der Körper, der in den früheren Arbeiten nur metaphorisch präsent war, wird hier nun zum ersten Mal explizit gezeigt.