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Michael Schmidt

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Waffenruhe

>29.07.–25.08.1988

Oberflächlich betrachtet scheinen seine Bilder sachliche Dokumente der Welt, in der er sich bewegt, der Stadt und der Menschen, die er trifft. Aber sie sind auch das Gegenteil. Schon das ausschließliche Schwarzweiß seiner Bilder ist ein Kunstgriff, der Distanz einlegt zwischen dem fotografierten Objekt und dem Fotografen. Das Schwarzweiß demonstriert die Eigenständigkeit der Bilder, denn die fotografierte Realität ist ja anders. Generell sind die künstlerischen Mittel, die Michael Schmidt anwendet, artifiziell, künstlich, sie dienen nicht der möglichst angemessenen Darstellung des fotografierten Subjekts, bewusste Unschärfen, krasse Hell-Dunkel-Unterschiede aber auch demonstratives Grau in Grau, Naheinstellungen, die das Objekt von seinem ursprünglichen Zusammenhang isolieren und eine nach innen gerichtete Mimik und Gestik der fotografierten Menschen. Wenn Michael Schmidt ein Bilder über die Mauer in Berlin macht, dann ist das kein Bild über den exotischen Reiz der Mauer oder ein Bild mit politischer Intention, sondern es ist ein Bild über Michael Schmidt.
Obwohl Michael Schmidts Bilder auf den ersten Blick so normal und alltäglich aussehen, sind sie in diesem Sinne radikal. Sie sind Kunstwerke, weil sie Ausdruck einer Philosophie sind und weil sie in ihrer spröden Ästhetik Poesie haben. Vor allem aber sind sie Kunstwerke, weil sie erlebt sind.
aus: Dieter Hacker, FOTOHOF Info, Ausgabe 3/1988

In Kooperation mit Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg