Christian Wachter
Werkschau: Konzept versus Fotografie
Wir zeigen gemeinsam die 27. Ausgabe der Ausstellungsreihe »Werkschau«, der Fotogalerie Wien, einer retrospektiven Überblicksausstellung zu einem herausragenden Werk der österreichischen Gegenwartsfotografie. Christian Wachter (*1949 in Oberwart) ist ein früher Vertreter der österreichichen Autorenfotografie, der sich in seinem Werk bald auch einer politisch reflektierten Konzeptfotografie geöffnet hat – ein Spannungsfeld das sich auch in seinem Ausstellungstitel und in seinem auch raumgreifenden und die übliche Chronologie einer retrospektiven Werkschau sprengenden Ausstellungskonzeption widerspiegelt.
Die Ausstellung eröffnet das breite Spektrum, das Wachters Werk auszeichnet – von den Anfängen mit sozialdokumentarischen SW-Serien, etwa »Portraits, Wien« von 1984 bis zu riesigen Bildformationen wie »NFT-Cs« aus 2022. Vor über 20 Jahren hatte Wachter seine Dunkelkammer aufgelöst, die danach als Rauchsalon in Verwendung war. Seine Serie von hunderten C-Prints von zerknüllten Zigarettenpackungen – NFT-Cs. »Non-Fungible Tobacco-Containers«– sind ironische Sachaufnahmen, die den der Fotografie zugrundeliegenden Faktor Zeit (und den damit verbundenen Wechsel von auch fotografischer Alltagskultur und Mentalität) ebenso verbildlichen wie sie neueste Tendenzen digitaler Bilder persiflieren.
Zwar wurden wichtige Werke ausgespart, wie zum Beispiel »ABPOPA/AURORA«, begonnen 1988 im damaligen Leningrad, zur Zeit von Glasnost und Perestroika, mit der Oktoberrevolution von 1917 im Fokus, die in Form der Petersburger Hängung an der großen Galeriewand eine Referenz erfährt. Eine weitere Arbeit, »Europe [revée/revue/revisited]« war 2016 im FOTOHOF>ARCHIV zu sehen. Mit der im Lockdown 2020 in seiner Wiener Altbauwohnung entstandene Serie »Come in. Please!«, überlebensgroß an der Glasfront, wendet sich der Künstler an den sozialen und urbanen Raum der Salzburger Vorstadt.
Zur Ausstellung erscheinen ein WERKSCHAU-Katalog und eine WERKSCHAU-Edition.