Erich Kees
Fotografen aus der Steiermark 2: »Stadtlandschaften«
Wie ich die Stadt sehe / erlebe / fotografiere:
Als ausgesprochen emotionaler Typ stehen Empfindungen am Anfang meines Sehens. Die Stadt bedrückt, verwirrt ja ängstigt mich.
Dieses Gefühl, etwas analysiert und sich ins Bewusstsein gerückt, versteht sich als Aversion gegen die alles erdrückende Fülle oder auch gegen die trostlose Leere, gegen das labyrinthähnliche Eingezwängtsein, gegen das Fehlen jeder Naturbezogenheit.
Die Gedanken kommen erst hinterher, wenn die ersten Probeabzüge vorliegen. Fragen tauchen auf, wie: Was ist das für eine Welt?
Es ist einen vom Menschen geschaffene Welt. Jeder Quadratmeter manifestiert menschliches Tun. Sie repräsentiert eine Unsumme menschlicher Daseinsäußerungen, mithin ein Querschnitt von soziokulturellen Gegebenheiten in einem mehr oder minder großen Zeitraum. Sie ist eine Welt, in der sich der Mensch indirekt immer wieder selbst begegnet. Ein Spiegelbild seines Vermögens bzw. Unvermögens. Die Stadt begann mich zu faszinieren – ein angezogen und abgestoßen sein.
aus: Erich Kees, FOTOHOF Info, Ausgabe 4/1982-83