Rupert Larl
Fotografie als Partitur
Fotografie und Musik – das scheinen auf den ersten Blick zwei Medien, zwei Ausdrucksformen den Menschen zu sein, die historisch wie methodisch nicht unterschiedlicher vorstellbar sind.ier die Musik – wir müssen annehmen, dass sie so alt ist wie die Menschheit selbst und dass sie die jahrtausendewährende Entwicklung des Menschen, seiner Kommunikationsformen begleitet und mitbestimmt hat. Und die Fotografie, etwa 150 Jahre alt, hat sich gewissermaßen selbst erschaffen aus der wissenschaftlichen Neugier einiger wohlhabender frühkapitalistischer Bürger und Adeliger. Sie ist ein Zeitphänomen bar jeder anthropologischer Dimension. Sie hat es gschafft, den Mystizismus des Bildes, der sich durch die Zeitalter verfolgen lässt, totzubanalisieren.
Milliarden von Bilder zerstören unsere Imagination, die Wirklichkeit zerfällt wie in einem Diskothekenstroboskop in unzählige Einzelwahrnehmungen, die wir nicht mehr einzuordnen verstehen. Auch die moderne Musik reagiert: Diese Zeit ist nicht mehr harmonisch und Rhythmus wird mit einem Oszilloskop oder einem Drehzahlmesser dargestellt. Isolation und Irritierten – das ist die Auswirkung der Zeit auf das Individuum. Und auf einer Suche nach Ganzheit und Verstehen macht es sich auf den Weg in die Vergangenheit, in die Erinnerung
aus: Rupert Larl, FOTOHOF Info, Ausgabe 4/1983