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Peter Dressler

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>02.02.–10.03.2001

Der Wiener Peter Dressler zeigt im FOTOHOF erstmals die Werkgruppen der letzten Jahre »Tie Break« (1996), »Greifbare Schönheit« (1992), »Bleibende Werte« (1997), »Business Class« (1996) und »Antipa« (1998). In diesen Serien verfolgt er seine Idee von fotografischen Abläufen, ähnlich inszenierten Filmsequenzen, in denen er selbst als Akteur teilnimmt. In Fortführung seiner früheren Arbeiten, wo er die Dingwelt in ein Szenario setzte, verlebendigt er jetzt ein gefundenes – erfundenes – Szenario durch seine Person. Damit werden kunstgeschichtliche wie auch gesellschaftliche Zusammenhänge und Verhaltensweisen artikuliert.

Peter Dressler, aus der Serie: »Bleibende Werte«, 1997, C-Print
Peter Dressler, aus der Serie: »Tie Break«, 1996, C-Print

Bleibende Werte

Peter Dressler »Bleibende Werte« (1997): In einer Wiener Wohnung eines kurz zuvor verstorbenen Tierarztes passt sich der Akteur der vorgefundenen Situation an und demonstriert inmitten dieser stillstehenden Welt die Nichtbeherrschbarkeit der Wirklichkeit. In seiner Ohnmacht wird der Akteur zur Einrichtung, es artikuliert sich bildhaft eine Verseifung zwischen Person und Mobiliar. Die »bleibenden Werte« stehen für die Verkrustung der Zeit anhand der Gegenstände und der Person; auf der einen Seite, der Anspruch auf Erweiterung (siehe »Tie Break«) auf der anderen Seite die Ohnmacht mit dem unmittelbaren Leben zu Rande zu kommen. Es ist der Egoismus, der in Einsamkeit und Verwahrlosung endet. Gleich einem fixierten filmischen Ablauf zeigt Dressler in seinen fotografischen Sequenzen die Ohnmacht des Individuums anhand verschiedener Verhaltensmuster.

Greifbare Schönheit

»Greifbare Schönheit« (1992): Durch das steigende Bedürfnis der Menschen nach Erlebnis, auch an allem teilzuhaben, steigt das Verlangen nach Besitz, zumindest nach Berührung und haptischem Tun. Parallel zu diesem Verlangen verschärfen sich die Verbote, z.B. in den Museen. (allgemeines Verhalten, Distanz, Fotografie und mehr ) Die Flucht aus dieser Situation führt den kunstinteressierten Akteur letztlich ins Kaufhaus, wo Berührung und Erwerb ausgelebt werden kann. Gleichzeitig öffnet sich ihm durch gefundene Objekte eine dem Musealen idente Welt, das Museum der Gegenwart. In dieser Sequenz begibt sich der Akteur ins letzte Reservat greifbarer Schönheit, fotografiert und inszeniert sich selbst in einem Pariser Kaufhaus in einer kunstgeschichtlichen Assoziation zu einem erotischen Szenario.

Tie Break

»Tie Break« (1996): Die gesteigerte Egozentrik beansprucht immer mehr Raum, möglichst an verschiedenen Orten. Es entsteht eine Form der Allmachtsvorstellung, in der, der Akteur den Raum im Sinne unabdingbarer Notwendigkeit für sich allein benötigt und zu beherrschen versucht. Diese, normalerweise der Allgemeinheit zugänglichen Räume, sind in dieser Sequenz durch das Auftreten und die Kleidung des Akteurs von ihm vereinnahmt und personalisiert. Als ob er dort leben würde. Die immer größer werdende Individualisierung der Person führt zu radikalen Lösungen. Desto größer die Radikalisierung, desto größer muß der Raum sein. Es entsteht eine neue Notwendigkeit, die in Zwanghaftigkeit ausartet. Die Beanspruchung des ganzen Raumes wird selbstverständlich. Die Sequenz zeigt den prozessualen Vorgang im Sinne eines ästhetischen Enthusiasmus in der sportlichen Betätigung.

Business Class

»Business Class« (1996): Gehobene Hotels haben verschiedene Zimmerkategorien. Der beruflich Vielreisende wohnt in einem Düsseldorfer Viersterne-Hotel in der Business Class. Ein sich für ihn ständig wiederholender Vorgang in normiert eingerichteten Räumen. Aus der Kontinuität dieser Kurzaufenthalte entsteht eine Art Haßliebe gegenüber dieser scheinbar perfekten Welt, der er sich auch dauernd unterordnen muß. In unbeobachteten Momenten öffnet sich ein nicht mehr kontrollierbares Triebfenster und es kommt zu Zwangshandlungen. Es bricht eine Art Dekonstruktivismus aus. Die Zwangsvorstellung führt von der anfänglichen Mitnahme von Seife, Handtuch und Bademantel zu extremeren Formen, wie der Demontage und Mitnahme auch sperriger Gegenstände, wie Telefon, Bettzeug, Beleuchtung und mehr. Der Akteur wird in seinem immer extremer werdenden neurotischen Verhalten zum Dieb. Diese gesteigerte Triebhaftigkeit beobachtet diese Sequenz.

Antipa

»Antipa« (1998): Antipa ist das nach Grigore Antipa, einem rumänischen Naturwissenschaftler, benannte Naturhistorische Museum in Bukarest. Im Gegensatz zum Erlebnismuseum einer konstruierten Kontextualität entsteht hier durch gewachsene Kontextualität eine eigene Welt. Trotz dieses scheinbar statischen Erscheinungsbildes ergibt sich dem einzigen Besucher eine massive Verlebendigung des Szenarios. Der Akteur führt durch diese fast beiläufig inszenierte Sammlung und wird zur wandernden Skulptur, ein lebender kontextueller Bestandteil. Zumindest wurde dies vor Ort zum Ausgangspunkt und Animo dieser Arbeit.